2024-02-06
GESCHICHTE ÜBER GLÜCK
GESCHICHTE ÜBER GLÜCK
Es war einmal eine wunderschöne Frau. Sie hatte schwarze Haare, tiefschwarzen Augen, wunderschönen dunklen Teint. Die Frau war taubstumm, konnte weder lesen noch schreiben, sie war nicht verheiratet und sie hatte nie in ihrem Leben eine Periode. Und sie war schwanger. Im 6 Monat wurde dieser biologisch unmöglicher Fakt bei ihr festgestellt. Nach der Geburt des Mädchens fragte man sich: Was jetzt? Die Zeit verging.
Ein mal sind wir zusammen, meine Mutter, mein Vater und ich zu Schwester meines Vaters gegangen. Wir gingen durch ein großes Einkaufszentrum. „PEDET” hieß es und das war das größte Einkaufshaus im Lublin, zwei Etagen, mit Treppen und Lift, man konnte nicht nur Klamotten und Shampoo kaufen, sondern auch chinesische Radiergummi und Bleistiftspitzer. Dieses Geschäft war gleich gegenüber unserem alten Mietshaus. Das beste daran war, ich musste gar nicht mit meinen kleinen Kinderbeinen durch diesen Laden laufen. Nämlich, mein Vater hat mich auf seinen Schultern getragen…
Ich war glücklich.
]Was hat das mit mir gemacht? Wie hat sich das in meinem Leben gezeigt?
Jahrelang konnte ich mich an nichts Positives an meinem Vater erinnern. Alles, woran ich mich erinnern konnte waren: Dramen, schmerzvolle Situationen, Emotionen oder sogar Erinnerungen an Orten, wo ich als kleines Kind, überhaupt nicht sein dürfte.
Irgendwann auf einem Seminar, sollte ich mich an einem glücklichsten Ereignis aus meiner Kindheit erinnern. Da kam diese Situation. Ich war so überrascht, so berührt… Diese Erinnerung war für mich ein Geschenk. Mein Vater, der mich auf seinen Schulter durch die Stadt trug… Sein Bild in mir wurde milder geworden. Mein Herz hat einen besonderen warmen Ort für ihn gefunden. Ich kann es fast spüren, wie ich auf seinen Schulter sitze, seinen Kopf, seine blonde wellige Haare halte. Ich war so klein. Er war so groß. Und meine wunderschöne Mutter ging nebenbei. Wir waren wie eine normale liebevolle Familie.
Was macht das mit mir JETZT?
Dieser Glücksmoment mit meinem Vater fühlt sich für mich an wie der größte Schatz, den ich mal ausgegraben habe. Diese Erinnerung berührt mich und erfüllt mich mit Glück, Vertrauen und Dankbarkeit. Und Überzeugung, dass jeder Mensch - auch wenn sein Schicksal schwierig oder unerträglich war - in sich den Kern der Liebe trägt. Manchmal ist diese Güte so tief vergraben, dass wir sie nicht sehen oder nicht an sie glauben können. Darum ist es für mich wichtig von einem Menschen mehr zu erfahren, es nachzuspüren und die Perspektive zu wechseln. Ich darf mich fragen: Wie würde ich reagieren? Was hat dazu beigetragen, dass dieser Mensch ist so wie er ist? Was passierte in seinem Leben? Warum steht er heute da, wo er steht?
Wenn ich an diesem Moment denke, wird es in meiner Brust warm und gemütlich. Es ist so, als in diesen Momenten alle Alpträume zu Feuer der Liebe verschmelzen würden. Der Feuer wurde zwar nie entflammen, aber er war immer da. Ich glaube, das hat mir geholfen, nie richtig aufzugeben, sondern zu überleben. Das ist ein Erinnerungsstück, das ich in mein Erwachsenenleben mitgenommen habe und das ich gerne pflege. So wäschst Liebe zu meinem Vater und sie transformiert alles das, was nicht im Sinne des Lichtes und der Liebe ist… Das macht mich frei.
5.02.2024, 22.36
Ajna - 13:37:46 | Kommentar hinzufügen