LICHTBRÜCKE
Praxis für seelische Heilung

2024-01-25

GESCHICHTE ÜBER WORTE

GESCHICHTE ÜBER WORTE

Es war einmal eine wunderschöne Frau. Sie hatte schwarze Haare, tiefschwarzen Augen, wunderschönen dunklen Teint. Die Frau war taubstumm, konnte weder lesen noch schreiben, sie war nicht verheiratet und sie hatte nie in ihrem Leben eine Periode. Und sie war schwanger. Im 6 Monat wurde dieser biologisch unmöglicher Fakt bei ihr festgestellt. Nach der Geburt des Mädchens fragte man sich: Was jetzt?

Die Zeit verging. Das kleine, inzwischen 3-jähriges Kind sprach nicht. Ihre Tante machte sich Sorgen, dass Kind genauso - wie der Vater und die Mutter - taubstumm ist. Es wurden Untersuchungen durchgeführt, so weit wie es damals möglich war. Sie haben nichts bemerkenswertes gezeigt.

Bei meinen beiden Töchtern, das erste Wort, das sie sprachen, war das Wort „Nein“. Welches mein erstes Wort war und wann, werde ich nie erfahren.

Als ich in die Schule kam, wollte ich nicht lesen und schrieben lernen. Das fand ich überflüßig. Mein Onkel war geduldig und ist mit mir durch die Stadt spaziergegangen und zeigte mir die unterschiedlichen Schilder, die überall hingen. So habe ich gelernt die geschriebenen Worte zu verstehen.

Als ich meine Ausbildung zum Kindergärtnerin gemacht habe, hatte ich Angst, dass meine Kinder nicht sprechen werden. Es gab keine biologischen Gründe. Das war Angst, die aus meiner Geschichte herauswuchs.

Was hat das mit mir gemacht? Wie hat sich das in meinem Leben gezeigt?

Als ich größer wurde, habe ich viel geredet, zum jedes Thema, das war keine Babysprache, sondern sehr erwachsene Sprache. In der Schule war ich immer in Polnisch die beste, habe super Abi in Polnisch gemacht, in allen möglichen Rezitation Wettbewerb teilgenommen, Gedichte und Erzählungen geschrieben, dann an der Theaterakademie in Warschau Theaterwissenschaft studiert und mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gearbeitet, mit Zeitungen mitgearbeitet, in Studententheater „Scena 6“ gespielt, nach Gardzienice gefahren, in vielen Theaterworkshops teilgenommen und dann sie selbst geleitet.

Polnische Sprache war mein Zuhause.

Eine meiner Dozentinnen hat mal zu mir gesagt: Du sprichst für diejenigen, die nicht sprechen können.

Darum habe ich mich so schwer mit Deutsch gemacht: ich war so beheimatet in polnischer Sprache, dass ich mir nicht vorstellen konnte, in einer anderen Sprache arbeiten zu können, einen Platz für mich zu finden …

Bis mir bewusst wurde, dass ich nicht nur die Worte benutze und verstehe, sondern, das was dazwischen und außer der Welt der Worten liegt: die Emotionen, das Nichtausgesprochene, das Gefühlte. Ich habe mehr als Worte gelernt. Ich habe gelernt, was die Menschen fühlen, was sie nicht sagen wollen, wie es ihnen geht.. Nur ich wusste damals nicht, wie ich damit umgehen soll und ich habe das gewechselt mit meinen eigenen Gefühlen und Emotionen.

Was macht das mit mir JETZT?

Mein Deutsch ist nicht perfekt. Ich hatte Schwierigkeiten mit jeder fremden Sprache, die ich gelernt habe. Gleichzeitig habe ich ein Gefühl, dass ich mich auf einer ganz besonderen Art und Weise ausdrücken kann. Ich lasse mich führen, auch beim schreiben oder sprechen. Die Worte, wenn ich verbunden bin, fließen von sich selbst. Das ist die Lichtsprache.

Früher wollte ich mich ganz genau ausdrücken. Inzwischen habe ich gemerkt: nicht die Sprache ist eine Barriere, sondern die Menschen, die nicht bereit sind zu hören, etwas wahrzunehmen, besonders in sich selbst.

Ich schreibe Gedichte und Gesichten, Briefe an Politkern, ich führe Mediationen, Entspannungskurse, arbeite heilerisch, bereite Projekte vor. Ich weiß, wenn ich bei mir bin, wenn ich mich selbst nicht belüge, nicht beuge, dann die Worte - auch wenn sie holprig sind - verbinden. Nicht nur die Sprache, die wir sprechen oder lesen, sondern die Sprache des Herzens entscheidet ob wir uns verstehen …

22.01.2024, 19.31

Ajna - 12:45:40 | Kommentar hinzufügen

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