LICHTBRÜCKE
Praxis für seelische Heilung

2024-01-14

GESCHICHTE ÜBER ABLEHNUNG

GESCHICHTE ÜBER ABLEHNUNG

Es war einmal eine wunderschöne Frau. Sie hatte schwarze Haare, tiefschwarzen Augen, wunderschönen dunklen Teint. Die Frau war taubstumm, konnte weder lesen noch schreiben, sie war nicht verheiratet und sie hatte nie in ihrem Leben eine Periode. Und sie war schwanger. Im 6 Monat wurde dieser biologisch unmöglicher Fakt bei ihr festgestellt. Und jetzt kam Zeit der Geburt.

Wie meine Mutter zum Krankenhaus kam, weiß ich nicht. Ich vermute, zu Fuß. Die Geburt hat bis zum nächsten Nachmittag gedauert. Wahrscheinlich - wie damals es üblich war - waren und gebaren viele Frauen zusammen in einem Raum. Alle lagen auf den Rücken, in ihnen gegeben Krankenhaushemden, die Krankenschwester war immer wieder da. Und doch meine Mutter war allein. Das musste schwierig für sie sein… Was mir gerade bewusst wird, ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie meine Mutter bei der Geburt schreit…. Ich habe sie nie schreiend gehört.

Es war Sonntag. Pfingstsonntag. Juni. Endlich war es so weit. Das Kind hat diese Seite des Bauches erreicht. Das Neugeborene war klein, zierlich, hat 2,5 Kilo gewogen und hatte himmelblaue Augen.

Das Baby wurde der Mutter gegeben. Sie hat das Kind gesehen und hat sich geweigert es anzunehmen. Sie war sicher, dass das Kind vertauscht wurde. Sie zeigte es: „Das ist bestimmt nicht mein Kind, jemand hat die Kinder gewechselt, sie bekam ein falsches.“ Sie wollte den Winzlingen nicht, weil das kein Junge war. Sie hat bestimmt einen Jungen geboren, kein Mädchen. Sie will das Mädchen nicht….

Was hat das mit mir gemacht? Wie hat sich das in meinem Leben gezeigt?

Diese Geschichte hatte am meisten Auswirkungen in meinem Leben. Auch jetzt, beim Schreiben, merke ich die Tränen in Augen. Abgelehnt zu werden. Nicht gewollt zu sein. Nicht willkommen zu heißen. Nicht richtige, nicht genug zu sein. Nicht ab dem ersten Blick geliebt zu sein. Immer wieder abgelehnt.

Als ich junge Frau war, wollte ich keine Familie, keine Kinder haben, ich konnte mir mich als Mutter nicht vorstellen. Ich dachte, ich kann nicht lieben …

Immer wieder habe ich in meinem Leben Ablehnung erlebt oder fühlte mich nicht am Platz, nicht genug. Vier male hatte ich Fehlgeburt. Die Geburten von meinen Kindern waren schwer und schmerzhaft, bzw. haben tagelang gedauert. Auch viele Projekte, die ich allein durchführen wollte, platzten nach einiger Zeit. Ich konnte oder wollte sie nicht zum Ende bringen. Ich habe geglaubt, dass ich es nicht wert bin, die Projekte (z.B∴ das Buch „Täglich ein neues Werkzeug oder ein neues Impuls“ ) in die Welt zu bringen, weil sie überflüssig wären, genauso wie ich mich fühlte …

Bei dem ersten Kind wollte ich am Anfang, dass es ein Junge wird ….  Ich wollte, dass das Kind gut hat und sich nicht durch das Leben durchboxen muss oder nicht von den anderen abhängig und abgelehnt wird. Ich wollte dass das Kind stark wird…. Als ich erfahren habe, dass in meinem Bauch ein Mädchen wächst, war ich überglücklich.

Lebenslang arbeite ich an Thema „Ablehnung“. Wenn ich mal denke, dass ich es endlich geschafft habe das aufzulösen, erlebe ich wieder Ablehnung. Im letzten Jahr hatte ich diese Trauma noch mal durchgemacht, wochenlang, Tag für Tag…

Was macht das mit mir JETZT?

Mich selbst anzunehmen ist die größte Herausforderung für mich. Wenn ich denke, ich habe endlich dieses Thema bearbeitet, zeigen sich andere Facetten, die ich noch nicht akzeptiert habe oder mit denen ich unzufrieden bin.

Und doch, ich nehme mich immer mehr an, auch wenn es noch nicht bedienungslos und grenzenlos ist. Ich übe mich darin: ich umarme liebevoll mich selbst, sorge für mich, tue etwas Gutes für ich, achte auf mich und auf meine Bedürfnisse, stelle Grenzen, lebe Freude.

Oder ich gebäre mich selbst. Der schönste Moment war, als ich im letzen Jahr während einer schamanischen Reise mich selbst gebar, mich auf dem Arm nahm und mir selbst in die himmelblaue Augen schaute, mich selbst warm und sicher hielt. Mich willkommen hieß.

Jetzt übe ich mich täglich in Dankbarkeit. Nicht nur dafür, was ich habe, wer ich bin, was ich erlebt habe. Sondern: Ich übe mich täglich in Dankbarkeit für das Leben selbst, dass ich bin…

12.01.2024, 11.33

Ajna - 18:05:17 | Kommentar hinzufügen





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